zurück ins paradies - mallo 2008
Wie war das noch mal? Die Vorfreude war jedenfalls riesengroß! Am Tag zuvor kauften Max und der Schreibende schon mal die Überlebensnotwendigkeiten für eine gute Zeit. Dazu gehörten weiße Tennissocken, Funkgeräte und Aufklebetattoos.
Am Freitag war es dann endlich soweit: Treffpunkt Burger King am Airport Köln/Bonn.
Man aß und trank und unterhielt sich, die Wertschätzung war gegenseitig. Dann ging es noch mal auf Shoppingtour. Ich wusste gar nicht, dass es mittlerweile so viele Jugendzeitschriften gibt. Wir deckten uns ein und freuten uns über tolle Gimmicks wie unser viel genutztes Tagebuch und die Silberringe, von denen es wohl keinen mehr gibt.
Im Flugzeug stellten wir dann schnell entgegen unserer Erwartungen fest, dass wir die wohl lautesten Menschen dieses Fluges werden würden. Unsere Sitznachbarn kamen auf Ihre kosten, ohne dass es auf unsere Kosten ging. Gelandet hinderte uns nur ein bisschen Verlegenheit daran, sofort auf den Boden zu sinken und Ihn zu Küssen.
Gegen den Flughafen in Palma wirkt der in Köln wie eine Dorfdisco. Hier sahen wir dann zum ersten Mal richtige Ballermanntouristen. Endlich normale Leute.
Schon jetzt zeigte sich, dass wir echte Glücksritter sind: Wir mussten unter uns nur aus Scherz sagen, dass wir am liebsten ein goldenes Auto hätten. Ratet mal..!
Unser Auto hieß Citroen Berlingo, war gold und das beste Auto am Platz aller Orten. Der Tank war voll und sollte leer zurückgegeben werden, die Reifen waren versichert. Kenner wissen, was das bedeutet. Schon nach den ersten Kilometern stellte sich Mallo als eine zauberhafte, wunderschöne Insel des Glücks heraus. Der Alltag blieb im Flugzeug und flog mit den nächsten Passagieren zurück nach Köln. Alles war vergessen, was uns hätte beschweren können.
Nach einer Stunde fahren durch nie gesehene Landschaften, lachen, burnouten, fremde Menschen grüßen und hupen waren wir dann da. Calas de Mallorca. Eine Schatz aus den Zeiten mallorquinischer Bausünden der 70er Jahre. Innerhalb der ganzen Woche sahen wir hier kein einziges „natürliches“ Haus. Wir gingen erstmal ins Zentrum und deckten uns mit Lebensmitteln und Co ein. Das in solchen Orten Touris abgezogen werden ist nicht unüblich aber auf jeden Fall uncool und gibt schlechtes Karma. Dann zum Strand, der nicht voll, dafür aber schön war. Dann zum Vermieter, der nicht da war. Nach ein bisschen telefonieren kam dann ein netter Spanier, der uns mal eben die Schlüssel gab und erklärte, dass er eigentlich keine Ahnung habe und wir den Papierkram und das Bezahlen der Kaution ja auch noch nächste Woche machen können. Adios Deutschland, willkommen in Spanien.
Die Wohnung war groß, großartig und ließ uns die Hässlichkeit des Ortes schnell vergessen. Vom Balkon aus konnte man nicht nur das Meer sehen. Es kehrte auch für kurze Zeit ein bisschen Deutschland zurück, indem uns direkt nach unserer Ankunft eine nette ältere Dame aus Deutschland darauf hinwies, dass wir bitte die Sitzmöbel mit Rücksicht auf die Nachbarschaft immer zum verrücken hochheben mögen. Peng. Naja, sie sollten uns sowieso noch hassen lernen. Dann wurde leckerst abgekocht, die ersten Einliterflaschen San Miquel geöffnet und die Niveaukurve herabgestiegen. Sabine, Maike, Max und Jörg sollte es nunmehr nicht mehr geben. Die Funkfüchse hatten Ihre eigenen Rufnamen: Step up, Rock, LP und Hot waren geboren und unglaublich laut. Das Funken auf einen Meter Entfernung war absolut notwendig. Dann lernten wir noch nette Pubbesitzer und ihren Hund Murphy kennen. Ich glaube, wirklich nette Leute. Am nächsten Tag ging es dann nach Manacor und etwas einkaufen. Ein überdurchschnittlich gutes Schnellrestaurant mit wirklich mehr als fairen Preisen fanden wir im ortsansässigen hipermercado. Außerdem tolle Salami, Doraden und Inselorangen für 50 Cent pro Kilo, was für uns kannenweise leckeren Saft bedeutete. Abends gab es dann Grilldoraden und gute Laune. Sonntag sollte dann die Nacht der Nächte sein: Ein Abend in S`Arenal. Leider fuhr kein Bus, so dass Step up sich an Steuer setzte und Rock sich ins Nirwana steuerte. Zunächst entdeckten wir Palma als eine wunderschöne Stadt. Wir kletterten hoch zum Castell de Bellver von wo aus man die ganze Stadt sehen kann. Eine tolle Sache. Dann war es so weit. Der Ballermann hatte schon zu und war somit enttäuschend. Also was essen und dann ging es in den Megapark. Nein, wir liefen ein. Man machte Fotos von Jürgen Drews und sah Willi Herren und die Autohändler, der Rest möchte unerwähnt bleiben. Nur so viel sei euch zarten, jungfräulichen Seelen verraten: Wir waren im Zentrum der Hauptstadt der Asozialität, wir überlebten den Vorhof zur Hölle und haben die Unschuld kotzen sehen. Ein Dialog, der das Konzept dieses E-Werk großen Biergartens beschreiben könnte: Kellner: „Was wollt ihr trinken?“ LP: „Drei Sangria, bitte.“ Kellner: „Wie drei Sangria!? Ein, drei oder fünf Liter?“
Der nächste Tag fing langsam mit einem tollen Frühstück dank bester Zutaten an. Dann wurde am Strand gegrillt bzw. weitere 13 Kilo Orangen gekauft. Der Tag war schön und ruhig. Am Dienstag gab es dann großen Grund zur Traurigkeit, denn Rock musste ihren Heimflug antreten. Wir machten uns früh auf den Weg nach Palma und konnten so vor dem Abschied noch eine ganze Weile zusammen am Yachthafen abhängen. Dann ließ sich die Zeit nicht mehr weiter aufhalten und es ging zum Flughafen. Auch mir war es eine Ehre mit Ihnen zu pumpen und zu funken, Frau B. Du kannst beides ziemlich gut.
Nach dem Abschied ging es dann nach Palma. Eine wundervolle Stadt mit zu vielen Touristen. Hinter dem Parlament auf der oberen Seite findet der Gast ein nettes Restaurant. Ich empfehle ein Gericht mit Gambas, da kann man auf ner Mittelmeerinsel auf keinen Fall was falsch machen. Wenn man als Deutsche eine Eisdiele namens Iceberg aufmacht, ist dass ja schön und gut. Man kann aber auch viel falsch machen. Zum Beispiel, wenn man seinen Kunden „Eine schöne Eiszeit!“ wünscht. Das ist weder innovativ, noch persönlich.
Aber das Eis war trotzdem lecker. Dann wurde LP müde und wir machten uns auf den Heimweg. Am Mittwoch fuhren wir dann nach Alcudia. Kurz vor Alcudia schlängelt sich ein sehr krasser Touriort die Hauptstraße entlang. 5 Kilometer, 4 Burger Kings und 8 Sparmärkte, krass. In Alcudia ist davon rein gar nichts zu spüren. Eine alte Stadtmauer umgibt diesen reizenden Ort. Man kann auf ihr spazieren und von da aus tolle, kleine Gartenparadiese sehen. Dreht man sich um, sieht man ein beeindruckendes Bergpanorama. Im ganzen Ort ist nichts von Massentourismus, oder irgendeiner Form von Hektik zu spüren. Das Glück war wieder mal auf unserer Seite und ließ uns den wirklich tollsten Laden der Welt kennen lernen. Das Bistro Bell empfehle ich ab sofort jedem. Ein sehr kleines Bistro, das von vier schrecklich netten Schweden betrieben wird. Das Essen ist wirklich überwältigend und man kommt schnell mit diesen netten Menschen in Gespräche, die über den üblichen Restaurant Smalltalk hinausgehen. Wir waren alle ordentlich verliebt in diesen Laden. Tolle Menschen. Es ging zurück auf unseren Balkon mit schönem Meerblick und dann irgendwann noch ein paar Cocktails trinken. Inzwischen wimmelte es im Ort vor britischen Pauschaltouristen. Diese sah man aber nie vor 0 Uhr, da dann erst die Hotelbars schlossen. Wir hatten unseren Spaß daran, Ihnen beim Ärger mit der Polizei und bei peinlichem Balzverhalten zuzusehen.„I don´t want to fuck you!“ Njaaa.
Am Donnerstag fuhren wir dann in den offiziell schönsten Ort Spaniens, der im Nordwesten in den Bergen liegt. Es ist wirklich ein unbeschreiblich schönes Dorf im Gebirge Sierra de Tramontana. Hier, in Fornalutx, wurde uns dann endgültig klar, wie viel mehr ein Nase rümpfen über einen Mallorcaurlaub über die Rümpfer sagt, als über die Insel. Dann ging es noch nach Port de Soller, was nicht unbedingt eine Reise wert ist. Soller selbst hingegen ist wirklich schön. Es ging zurück nach Calas und es gab wie immer ein perfektes Abendessen am Ende eines wie immer perfekten Tages. Dann brach der letzte Abend an und wir gönnten uns einen Cocktail und gingen ins Bett. Nachts bewunderten wir den starken Wind, der Wolken brachte, die über der Insel aufbrachen und uns einen letzten Tag im Regen bescherten. Am Festland sollte es ein Unwetter geben, von dem wir auf der Insel verschont blieben. Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts als meiner seligen Insel, schrieb Hölderlin. Wir konnten uns die Stimmung nicht vermiesen lassen und freuten uns, dass wir Sonnennomaden morgen schon wieder in der Sonne sein würden. Wir packten, gaben die Schlüssel zurück und begriffen, warum diese nette, ausgewanderte Vermieterin besser nach Spanien passt, als nach Deutschland. Auch am Flughafen erlebten wir wieder spanische Leichtigkeit: „Hola, wir würden gerne das Auto zurück geben!“ – „Hola! Gab es irgendwelche Probleme, oder hatten sie einen Unfall?“ – „Nee, alles war super!“ – „Ok, dann guten Flug! Adios.“ Dann gab es noch ein paar Stunden zu verbringen, so dass wir zielsicher die Flughafenkneipe ansteuerten. Estrella zu sehr guten Konditionen. Es wurde beschlossen, um jeden Preis wieder zu kommen, auf die Insel.
Auf dem Weg durch die Kontrollen zeigte sich dann die internationale Angst vor Terroristen. Jeder zweite musste die Schuhe ausziehen und röntgen lassen. Ein älteres Ehepaar vor uns musste sogar darüber lachen. Man erzählte uns, dass sie früher sogar ohne Ausweis und nur mit Visitenkarte da durch kamen. Naja, so ist das. Im Flugzeug gab es einen sehr netten Steward, der uns wegen Max´ Größe einen Platz mit mehr Beinfreiheit organisierte. Ein sehr netter junger Herr, der irgendwie seine Freude an uns hatte. Ich fand, dass war charmant und beruhte auf Gegenseitigkeit. Dann konnten wir irgendwann Köln bei Nacht und von oben sehen. Auch ein schöner Ort. Wir landeten und freuten uns, dass Jan uns netter Weise abholte.
Schon am Samstagabend dann spürte ich, wie recht Goethe hatte… "Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen, und die Gesinnungen ändern sich gewiß in einem Lande, wo Elefanten und Tiger zu Hause sind." Ich will zurück. Ich will zurück auf die Insel. Ich will das Meer sehen. Ich will selbst den größten Prolls durch einen Blick in die Augen ein Lächeln und einen Gruß abgewinnen können. Überhaupt möchte ich, dass mir fremde Menschen in die Augen gucken und lächeln, wenn ich ihnen zufällig in die Augen sehe. Und ich möchte warmes Wetter mit einer Brise vom Meer. Ich möchte frischen Fisch essen und ich möchte einen Orangenbaum im Garten. Ich möchte alte Menschen zusammen in Dörfern sitzen sehen. Ich möchte Supermärkte mit 30 Sorten Salami. Ich möchte ein Gebirge im Hintergrund sehen, egal wo ich bin. Ich möchte die Kaution für eine Wohnung wieder haben, ohne dass sie kontrolliert wurde. Ich möchte hügelige, mit Steinmauern begrenzte, Straßen entlang fahren und dabei nichts sehen, als Orangen- und Zitronenbäume. Ich möchte meinen Oliven beim wachsen zusehen. Ich möchte Knoblauch ohne Ende essen. Ich möchte einen Leihwagen zurückgeben können, wo man sich nur auf mein Wort verlässt, dass alles damit in Ordnung ist. Ich möchte spanisch lernen und ich möchte zurück und ich möchte, dass ihr mitkommt. Und wenn ihr mitkommt, möchte ich nie wieder zurück.
"Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht. Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt."
1 Comments:
Klingt nett, auch wenn ich den schnellen Wechsel zwischen pauschal Assi-Turi und LandundLeuteLiebhaber nur euch abnehmen kann. Rock dat shiz! Jan
10:35 AM, Juni 01, 2008
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